Kindheit
Teil 1 der Kopenhagen-Trilogie
von Tove Ditlevsen
Übersetzerin Ursel Allenstein
Aufbau Verlag
ISBN: 978-3-351-03868-7

Tove Ditlevsens Kindheit ist eine vom Leben der Autorin inspirierte autofikitonale Biographie des Arbeiterkindes Tove, das in ärmlichen Verhältnissen im Kopenhagen der 1920er- Jahre mit einem meist arbeitslosen Vater, einem ihr immer überlegenen Bruder und einer lieblosen und gefühlskalten Mutter aufwächst: „Alles, was ich tue, dient dazu, ihr zu gefallen, sie zum Lächeln zu bringen, ihren Zorn abzuwenden. Das ist eine mühsame Arbeit, weil ich gleichzeitig so viele Dinge vor ihr verbergen muss.“ (S. 16) Ihre frühe Liebe zur Literatur wird von ihrer Mutter als lächerliche Schwärmerei abgetan; ihren Wunsch, Dichterin zu werden, versucht sie ihr auszutreiben. Vom lesenden Vater wird sie mit Büchern versorgt, doch auch er glaubt nicht daran, dass ein Mädchen diesen Beruf ausüben kann. Niemandem vertraut sie ihren Wunsch an, und so führt sie im Verborgenen ihr Schreiben fort. Auszüge aus ihrem Poesiealbum ziehen sich durch das ganze Werk und sind Zeugnis ihrer herausragenden Begabung, derer sie sich bereits früh bewusst ist. Das Schreiben erleichtert ihr den Weg aus ihrer Kindheit, in der sie sich nie wohlgefühlt hat: „Der Kindheit kann man nie entkommen. Sie hängt an einem wie ein Geruch.“ (S. 31)

 

Die schonungslose und lakonische Erzählweise aus der Perspektive des Kindes, die oft beklemmenden Schilderungen der Mutter-Tochter-Beziehung sind mir dank Ursel Allensteins treffender Formulierungen, ihrer klaren und wortgewandten Sprache sehr unter die Haut gegangen und hat mich auch als Mutter zutiefst berührt. Das Buch hat einen derartigen Sog auf mich ausgeübt, dass ich es nicht aus der Hand legen konnte und mich derart begierig durch Toves Kindheit gelesen habe, dass ich nun die Tage bis zum Erscheinen der weiteren Bände ungeduldig zähle.

 

Antje Riley

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