„Die Stadt der Blinden“

von José Saramago

Dieses Buch habe ich zum Kennenlernen des Autors aufgrund einer Empfehlung eines lieben Kunden gelesen und war bereits nach den ersten Zeilen hin und weg!

 

Eine Ampel springt auf Grün. Doch der Verkehr fließt nicht. Er steht. Lautes Gehupe, Geschimpfe. Mittendrin im Trubel bewegt sich ein Fahrzeug einfach nicht weiter, weil dessen Fahrer ganz plötzlich erblindet ist. Ein Mann hilft. Macht sich die Situation zu eigen und klaut dem plötzlich Erblindetem sein Fahrzeug. Und erblindet selbst. Eine Epidemie bricht aus. Eine ganze Stadt verliert die Sehkraft.

 

Was passiert, wenn eine Epidemie ausbricht, die Menschen einer ganzen Stadt plötzlich – scheinbar ohne Grund nicht mehr sehen können? Einer nach dem anderen verliert das Augenlicht.

 

Saramago spielt in seinem Roman mit der Ohnmacht, der Ohnmacht der Betroffenen und der Regierung. Schließlich steckt sie alle Blinden in ein leerstehendes Irrenhaus, versorgt sie anfangs noch mit Lebensmitteln. Die Machthaber ziehen sich immer mehr zurück, überlassen die hilflosen Menschen sich selbst. Es herrscht das blanke Chaos. Gruppen bilden sich und Frauen verkaufen ihre Körper für Nahrung.

 

Da wird ein Blinder, einer, der noch nie in seinem Leben sehen konnte, plötzlich zum Sehenden, da es ihm vertraut ist, sich seine verbliebenen Sinne zu verlassen. Eine Eigenschaft, die den plötzlich Erblindeten natürlich fehlt.

 

Jeder ist sich selbst der Nächste, will nur sich selbst helfen. Nach und nach kristallisieren sich die Charaktere heraus, wie sie wirklich sind. Nichts wird mehr geschönt: Gewalt, Brutalität in Reinform.

 

Saramago stellt mit seiner Geschichte die Frage nach dem Kern der Menschheit, nach dem Gut und Böse und danach, was sich hinter der Fassade jedes Einzelnen verbirgt. Er zeigt auf, wie wenig die Anderen noch interessieren, kaum dass ein Mensch selbst in Not ist.

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