Vom Ende der Einsamkeit

Benedict Wells
268 Seite
14 €
ISBN: 978-3-257-24444-1

Dieses Buch wurde gelesen und rezensiert von Julia Bardarsky. Julia Bardarsky gehört zum Team der Buchhandlung Kapitel 8.

 

“Das Gegengift zu Einsamkeit ist nicht das wahllose Zusammensein mit irgendwelchen Leuten. Das Gegengift zu Einsamkeit ist Geborgenheit.”

 

An Benedict Wells „Vom Ende der Einsamkeit“ dachte ich zuletzt, als ich im Auto saß und einen ungewöhnlich klaren Himmel vor mir sah; als ich Tee trank, dessen Kräuter zu lange im Wasser darauf warteten bemerkt zu werden und mich fragte, ob es irgendwo Honig gäbe; als ich im Bett lag und der Regen gegen die Fenster prasselte. „Vom Ende der Einsamkeit“ ist eine dieser Geschichten, an die man sich immer wieder erinnert, ganz kurz, aber nachdrücklich; wie etwas Wichtiges, dass man vergessen hat.

 

Benedict Wells erzählt von den Geschwistern Marty, Liz und ganz besonders von Jules. Sie sind wie alle Geschwister, bis sie ihre Eltern verlieren – nicht im Supermarkt, sondern bei einem Autounfall – und plötzlich lernen müssen, sich in der Welt ohne sie zu orientieren und auf sich acht zu geben. Sie werden von Kindern zu Erwachsenen und dann wieder zu Kindern und auch wenn sie sich an den Schmerz gewöhnen, steht doch immer wieder die Frage im Raum, ob man damit oder trotz dessen glücklich werden kann. Wir begleiten Jules auf seiner Reise durch das Leben, erhalten Einblicke in seinen Alltag, seine Wünsche und Ängste und werden gemeinsam mit ihm von Erinnerungen übermannt, bis wir lernen, mit ihnen umzugehen. Wir kämpfen mit ihm, fragen uns, wohin der vermeintlich richtige Weg führt, trauern und lieben mit Jules – wenn wir dazu bereit sind.

 

“Es gab Dinge, die ich nicht sagen, sondern nur schreiben konnte. Denn wenn ich redete, dann dachte ich, und wenn ich schrieb, dann fühlte ich.”

 

Dieses Buch ist wie die Erzählung eines Freundes über das eigene Leben; man kann nicht weghören, man muss mitfühlen und manchmal fragt man sich, ob jetzt der Moment ist, ihn zu schütteln und ein bisschen anzuschreien. Doch es endet immer damit, dass wir unseren Freund umarmen; denn „Vom Ende der Einsamkeit“ ist eine Geschichte über Liebe – die zu anderen und, wenn man es oft genug versucht, zu einem selbst – auch wenn man das manchmal vergisst, weil sie so traurig ist.

 

“Als junger Mensch hatte ich das Gefühl, ein anderes, falsches Leben zu führen. [Ich habe] mich gefragt, wie sehr mich Ereignisse aus meiner Kindheit und Jugend bestimmt haben, und erst spät habe ich verstanden, dass in Wahrheit nur ich selbst der Architekt meiner Existenz bin. Ich bin es, wenn ich zulasse, dass meine Vergangenheit mich beeinflusst, und ich bin es umgekehrt genauso, wenn ich mich ihr widersetzte.”

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