„Brauch Blau“
Von Julia Malik, 22 €
Frankfurter Verlagsanstalt, 224 Seiten
ISBN: 9783627002718

Der erste Roman von Schauspielerin Julia Malik geht unter die Haut. In schneller Sprache zieht sie den Leser in ihre Geschichte rein.

 

Die namenlose Hauptfigur stürzt die Trennung von ihrem Mann nicht nur finanziell in prekäre Verhältnisse. Julia Malik geht es in ihrem Debütroman aber nicht um realistische Trennungsschilderungen, sondern um die Innensicht einer Mutter und Künstlerin, deren Leben vollkommen aus dem Ruder läuft.

 

Zu Beginn des Romans lernen wir die Hauptfigur als mit Drogen vollgepumpte Frau im Abendkleid kennen. Diese irrt durch Berlin und nur bruchstückhaft erhält sie die Erinnerungen an ihr Leben zurück. Das Ganze gleicht einem surrealen Film.

 

Nur langsam rekapituliert sie die Geschehnisse, die zu ihrem eigenen Zusammenbruch geführt haben. Julia Malik zeigt uns eine Frau gebeutelt von Panikattacken und Abstiegsängsten, beschreibt ihre Zustände plakativ und wuchtig und bringt trotzdem das nötige Feingefühl für ihr Schicksal auf.

 

Die Mutterpflichten der Frau kollidieren ständig mit ihren Wahnvorstellungen sowie mit ihrem Wunsch, ihre Karriere als Opernsängerin fortzuführen Die Autorin Julia Malik bettet das in eine Geschichte, in der das Grauen nur einen Hauch entfernt ist von absurden Ideen.

 

Gegen Ende des Buches gibt es eine Schlüsselszene, die nicht allein wegen ihrer körperlichen Drangsal, sondern vor allem wegen ihrer psychologischen Ausweglosigkeit im Kopf bleibt: Eine Frau wird von ihrem Ex-Mann vergewaltigt und hofft noch während ihr Körper auf den Boden knallt, es handele sich um Liebe. Diese Szene ist schwer auszuhalten und steht in krassem Gegensatz zu den absurd komischen und oftmals derben Übertreibungen.

 

Es gibt noch ein paar irritierende, aber doch lustige Wegbegleiter, bis sich am Ende des Buches ein Aha-Effekt seitens der Entwicklung der Hauptfigur einstellt und vieles nachvollziehbar macht.

Mein Fazit:

 

Selten so ein packendes, doch gleichzeitig abstoßendes Buch in Händen gehalten, wie dieses! Es hat mich nicht mehr losgelassen und am Ende wurde ich belohnt.
Es ist anders, definitiv. Aber lesenswert anders!


Manuela Dietzsch

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