„Das Lied der Krähen“ & „Das Gold der Krähen“
von Leigh Bardugo
KNAUR, 16,99 €
592 Seiten
ISBN: 978-3-426-65443-9 & 978-3-426-65449-1

„Ein Dieb mit der Begabung, aus jeder Falle zu entkommen. Eine Spionin, die nur ‚das Phantom‘ genannt wird. Ein Verurteilter mit einem unstillbaren Verlangen nach Rache. Eine Magierin, die ihre Kräfte nutzt um in den Slums zu überleben. Ein Schafschütze, der keiner Wette widerstehen kann. Ein Ausreißer aus gutem Hause mit einem Händchen für Sprengstoff.“

 

„Das Lied der Krähen“ und „Das Gold der Krähen“, geschrieben von Leigh Bardugo ergeben eine Dilogie, die zum „Grisha-Universum“ gehört, welche 2021 zu einer erfolgreichen Netflix-Serie inspirierte. Im Fokus liegen sechs Charaktere – Krähen genannt – die unterschiedlicher kaum sein könnten und neben ausgefeilten Hintergrundgeschichten und Eigenschaften, voller Diversität stecken. Sie sind es, die Kaz Brekker, Unteroffizier einer der vielen Straßengangs Ketterdams, auswählt, um eine unmögliche Aufgabe zu bewältigen. Er stellt ihnen Liebe, Freiheit, Rache und vor allem Geld in Aussicht und schmiedet einen spektakulären Plan für sich und seine Krähen.

 

Beide der Krähen-Bücher gehören zu der Sorte, die einen, nachdem man die ersten Kapitel gelesen hat, plötzlich und ohne Vorwarnung nicht mehr loslassen. Die Charaktere werden zu unverhofften und engen Freunden, ihr Wohlbefinden eine Priorität und ihr Auftrag zum Eigenen. Das Leigh Bardugo sich bestens auf das Kreieren einer funktionierenden Welt versteht und mit ihrem Schreibstil deren Atmosphäre gespenstisch gut darstellt, wird nach wenigen Seiten offensichtlich. Obwohl ich mich mit dem ersten Kapitel schwertat, hielt ich durch und wurde über die Maßen belohnt. Ich habe selten eine Buchreihe gelesen, die meine Gedanken auch so lange nach Beenden beschäftigte. Die tatsächlich unvorhersehbaren Twists fesseln und die immense Diversität der Charaktere – verschiedene Hautfarben, Körpertypen, Glaubenssätze, Fähigkeiten, körperliche und geistige Beeinträchtigungen und sexuelle Orientierungen – bietet nicht nur Identifikationsmöglichkeit für jede/n Leser/in, sondern wird ganz authentisch in die Charaktere und ihr Handeln eingeflochten. Anders sein ist in Ketterdam – die elende Stadt in der wir die Krähen kennen lernen – keine Schwäche. Neben den wunderschönen Dialogen und Szenen, deren Handlung den Atem nimmt, zu Tränen rührt und zum Lachen bringt und den erlernten Lebensweisheiten, ist vielleicht genau das die wichtigste Aussage der Bücher. Sie beweisen, dass jeder Mensch Liebe finden, seine angeblichen Schwächen überwinden und über die Maßen stark, vielleicht sogar gefährlich, sein kann.

Mein Fazit:

Leigh Bardugo malt nicht mit Pastellfarben – sie zeichnet raue, fantastische und magische Bilder in rot und schwarz.
„Keine Klageweiber. Keine Beerdigung.“
Warnung: Leigh Bardugos Charaktere haben meist traumatische Erlebnisse überwunden und zeigen, wie mühselig und doch lohnenswert der Heilungsprozess häufig ist. Erwähnung finden u.a. Tod, Sucht, Misshandlung, Menschenhandel, Betrug und Gewalt.

Julia Bardarsky
Julia Bardarsky gehört zum Team der Buchhandlung „Kapitel 8“

250363
Total
Visitors