von Margarete Stokowski, 256 Seiten
Rowohlt Taschenbuch, 14,00 Euro
ISBN: 978-3-499-63186-3
Dieses Buch wurde gelesen und rezensiert von Steffi Baumgart.
Ich habe im Urlaub „Untenrum frei“ von Margarete Stokowski zu Ende gelesen. Und ich fand es großartig. Es ist nicht einfach ein Buch über Feminismus und Sex, es ist soviel mehr als das!
Es ist ein Buch darüber, wie wir miteinander leben wollen, über Werte und Würde, über Respekt, über Freiheit, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung, darüber uns von unserer Geschichte frei zu machen und etwas Eigenes zu entwickeln. Und bei all dem erhebt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit, ja noch nicht einmal auf Antworten. Stattdessen bietet es eine Perspektive an, stellt Fragen und fordert auf, selbst zu denken, eigene Fragen zu stellen und eine eigene Haltung zu entwickeln und auch diese wieder infrage zu stellen und zu verwerfen, falls sie sich als nicht (mehr) passend erweist. Margarete Stokowski zeigt sich mit allem, was sie ist, mit ihrer Geschichte, ihren Ängsten, ihrer Verletzlichkeit, ihrer Scham, ihren Zweifeln und genauso mit ihrem Mut, ihrer Kraft und Hoffnung.
Die Autorin beschreibt ihre Haltung entlang ihrer eigenen Geschichte, ohne diese dem Leser aufzudrängen. Sie informiert, klärt auf und zeigt dabei immer beide Seiten, die den Dingen nun einmal inne liegen. Das ermöglicht es, sich selbst zu hinterfragen, sich selbst zu entlarven und sich damit auseinanderzusetzen, welche Haltung man zu unterschiedlichen Themen eigentlich einnehmen will. Es geht um Feminismus und darum, was das eigentlich ist. Es geht es Sexualität und die Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität, unserem Selbstbild und unseren Beziehungen. Es geht um Kultur, Gesellschaft, Frauen- und Männerbilder, um Diskriminierung und Gerechtigkeit und wie diese wohl erreicht werden könnte. Es ist kritisch und selbstkritisch, aber nie bewertend und ermöglicht so den Diskurs, der dringend nötig ist, um eine freie Gesellschaft weiter zu entwickeln.
Und all das, diese breite Palette, schreibt sie auf eine Art und Weise, die radikal ehrlich, souverän, gehaltvoll und trotzdem frei Schnauze ist. Das macht es zutiefst menschlich und auch noch unheimlich unterhaltsam. Ich konnte mich wunderbar an so vielen Stellen wiederfinden, wurde entlarvt, konnte mich selbst hinterfragen und fühlte mich am Ende bestärkt und ermutigt, meinem eigenen Weg zu folgen. Ein unglaublich inspirierendes Buch!