Über Menschen
von Juli Zeh
416 Seiten, Luchterhand, 22,00 €
ISBN: 978-3-630-87667-2
Wer Juli Zeh‘s Bücher schon gelesen hat, ihren klaren Stil und ihre unverschnörkelte Sprache mag, taucht sofort ein in die Welt von Dora, die sich im fiktiven Dorf Bracken im Brandenburgischen ein Haus mit Grundstück kauft und zusammen mit ihrer Hündin aus der Stadt und vor ihrem Freund flieht.
Sehr eindrücklich beschreibt Juli Zeh Dora’s erste Stunden und Tage in ihrer neuen Umgebung, die Gedanken und Gefühle, die in der jungen Frau aufkommen, z.B. beim Umgraben einer zu groß abgesteckten Rasenfläche und beim Kennenlernen ihres Nachbarn, dem Dorf-Nazi, der mit seinem Aussehen und seinem Gerede sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint.
Tagebuchähnlich schreibt Juli Zeh über die Zeit in der Pandemie, die sich über das ganze Land, die ganze Welt gelegt hat. Und wie durch eine Lupe sehen wir Dora, die eingebettet in diesem kleinen Dorf, mit ihren Mitmenschen durch diese Zeit geht.
Es sind die Begegnungen mit den Menschen auf dem Land und ihre Eigenarten, ihre Geschichte, ihre Verbindung zu dem Dorf, die Juli Zeh ausleuchtet. Fernab der Großstadt scheinen die Uhren langsamer zu ticken, die Menschen menschlicher und näher zusammenzurücken. Fernab der Großstadt lernt Dora in der Beziehung zu anderen sich selbst nochmal neu kennen. In diesem Roman lernen wir etwas über Menschlichkeit und Nähe und das aufeinander Zugehen und in Verbindung kommen und bleiben. Dabei habe ich als Leserin immer das Gefühl, ein Teil des Kunstwerkes zu sein, das Juli Zeh erschafft.
Wer noch kein Buch von Juli Zeh gelesen hat, sollte mit diesem unbedingt beginnen.
Mein Fazit:
Ein Meisterstück an Gegenwartsliteratur!
Ivonne Henning