„How do I tell them I love them?“

Geschrieben von Kacen Callender

Übers. Anne-Sophie Ritscher

360 Seiten, 18 €

ISBN 978-3-7363-1892-2

Dieses Buch wurde rezensiert von Julia Bardarsky. Julia Bardarsky gehört zum Team der Buchhandlung Kapitel 8.

 

„Wir müssen heilen, um zu wachsen, uns zu verändern und um uns auszubreiten.“

 

Die meisten meiner Rezensionen sind Plädoyers, die zum Lesen und Genießen anfeuern sollen. Diese hier ist eine offene Herausforderung und Bitte zugleich. Denn dieses Buch zu lesen kann anstrengend sein. Und wichtig. Verdammt wichtig.

 

Das Kacen Callenders Charaktere leben, ist bereits ein Akt des Aufbegehrens in sich. Ihre Hautfarben, ihre Gedanken, ihre Identitäten reichen aus, um sie in Gefahr zu bringen und genau deswegen müssen sie wahrgenommen werden. In flottem Tempo, mit viel Verständnis und Authentizität lädt Kacen Callender uns ein, in eine Reise des puren Lernens – denn Bücher wie diese gibt es im deutschen Raum kaum – vielleicht vor diesem noch gar nicht. Der Erzählstil einer neurodivergenten Stimme, die genutzten Pronomen, die Weltmodelle sind für den*die eine*n oder andere*n auf jeden Fall eine Herausforderung, die ich bitte anzunehmen. Denn wer es schafft, sich auch nach 20 und 60 und 123 Seiten immer weiter bei der Stange zu halten und den potentiellen inneren Widerständen nicht erliegt, wird als mehr verstehender – mehr liebender – mehr verständnisvoller Mensch aus dieser Geschichte heraustreten.

 

„Dey strahlt wie die Sonne, wirklich, so hell, dass ich die Augen zusammenkneifen muss, um in deren Licht zu blicken.“

 

Lark, Kasim, Eli, Sable, Asha, Jamal – alle Charaktere in diesem Buch wollen Leben und Sein, vielleicht einfach verstanden werden. Sie schreien und schweigen, sprechen und hören zu, geben auf und kämpfen weiter; machen dabei ständig Fehler und lernen dazu; wachsen. Ich bin davon überzeugt – in der Zukunft gehören Bücher wie diese zum Lesestoff an Schulen und Universitäten. Lasst euch nicht von dem wunderschön rosigen Cover dazu verleiten, diese Geschichte für eine sachte Sommerromanze zu halten. Sie trifft zielgenau in die eigenen Unsicherheiten und Vorurteile und beweist uns, das jede*r von uns auf die Nase fallen und mit Schmutz an der Kleidung und blutigen Knien seinen*ihren Weg zum Verstehen, Heilen und eigenem Leuchten finden kann. Denn die Welt in der wir leben ist und war schon immer verwirrend und chaotisch – ist es nicht wundervoll, dass wir alle gemeinsam lernen könnten, damit umzugehen?

 

„Keinen Zweck, mich zu schämen und meine Gedanken verbergen zu wollen, weil ich sie nicht für gut oder gesund oder erwachsen halte.“ […] „Ich denke es geht um Respekt“, sage ich. „Ich respektiere euch beide. Das ist das Einzige, das ich auch von euch brauche.“

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