Dieses Buch wurde gelesen und rezensiert von Julia Bardarsky. Julia Bardarsky gehört zum Team der Buchhandlung Kapitel 8.
„Ich hatte fast vergessen, wie es sich anfühlt zu leben, aber hier begann ich mich langsam wieder daran zu erinnern.“
Jade ist stark, Jade schafft das, Jade atmet tief durch. Etwas anderes kann und erlaubt sich die junge Frau nicht, wenige Wochen nach dem Versterben ihres Vaters. Sie schaltet ihr Gefühl aus und packt zusammen, lässt alles Bekannte hinter sich, bis sie nur noch sich selbst und ihre Fähigkeiten hat, um dem Trauma der Vergangenheit und den Kämpfen der Gegenwart zu entkommen und die Schulden zu begleichen, die die letzten vier Jahre hinterlassen haben.
Zu ihrer Überraschung erwartet sie in Seoul, der leuchtenden Metropole Südkoreas, Freude, Freundschaft und Nähe. Voller zärtlicher Aufmerksamkeit entdeckt sie die Kultur, die Traditionen und das Begehren der Menschen hier; lernt ihre Wünsche und Fehler und die subtile und doch stetige Entwicklung kennen, die in den Köpfen der Leute stattfindet. Und in all dieser mentalen Farbenpracht, trifft sie auf Hyan-Joon, hinter dessen Lächeln eine Unendlichkeit aus Empfindungen auf sie wartet.
„Blue Seoul Nights“ ist ein Reisebericht durch die sich verändernde emotionale Landschaft einer jungen Frau. Er tut weh, er ist schön, er ist authentisch. Und während wir als Leser uns mit Jade vertraut machen, uns mit ihrer Psyche identifizieren lernen, begegnen wir einer Kultur aus Sicht einer Reisenden, die von Autorin Kara Atkin so respektvoll, so nah und lebensecht dargestellt wird, dass in vermutlich jedem von uns die Frage aufkeimt „Was wäre, wenn …“. Zudem schenkt Kara Atkin uns den Verlauf einer überraschend echt beschriebenen Beziehung, die einem das Gefühl gibt, das jeder von uns sie erlebt haben könnte.
»‘Okay. Ich bin bei dir‘, versicherte ich ihm und sah über die Schulter zu meinem Gemälde, aus dem ich automatisch Kraft schöpfte. ‚Du bist nicht alleine.‘«